Study abroad!

Erfahrungen im Ausland sammeln - denkst Du gerade darüber nach? Bevor ich mich für ein Studiensemester im Ausland entschieden habe, gingen mir viele Dinge durch den Kopf:

1.) Was spricht dafür, was dagegen?
2.) Welcher Weg wäre für mich ideal?
a)
ein Studiensemester
b) ein Praktikum oder
c) ein Praxissemester im Ausland?
3.) Was sollte ich darüber hinaus beachten?
-
Vorlaufzeit
- persönliche Eigenschaften
- Stipendium


zu 1.) Auslandserfahrungen haben viele Vorteile:

- Fremdsprachenkenntnisse vertiefen
- Allgemeinwissen
- wertvolle zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten gewinnen
- Durchsetzungsvermögen stärken, persönliches Auftreten abrunden
- andere Mentalitäten kennen lernen
=> Chancen im beruflichen Wettbewerb verbessern

Sicherlich gibt es noch viele andere Formulierungen, aber die Kernaussage dieser Aufzählung ist "den eigenen Horizont zu erweitern"!

Was könnte gegen Auslandserfahrungen sprechen?
- Grundsätzlich nichts! Einige Leute bringen immer wieder an, daß man durch einen Auslandsaufenthalt wichtige Zeit verlieren würde und vielleicht später ein jüngerer Absolvent dem ein Jahr älteren vorgezogen würde. - Meine Meinung zu diesem Gerücht: Erfahrung, persönliche Reife und kommunikative Fähigkeiten sind heute wichtiger denn je! Angesichts hoher Bewerberzahlen ist es wichtig, sich aus der Menge hervorzuheben. Prüfungsleistungen mögen nah beieinander liegen. Was aber, wenn der Lebenslauf einen Bewerber klar hervorhebt? - Auslandserfahrungen sind stets individuell! Personalleiter von international operierenden Unternehmen setzen Auslandserfahrung oftmals sogar voraus.


zu 2.) Ja ich will ins Ausland! Welcher Weg wäre ideal?

Du hast Dich dazu entschieden, daß Du Erfahrungen im Ausland sammeln möchtest. Dazu gibt es viele Möglichkeiten! Keiner kann einem die Wahl abnehmen, da es für jede Lebenslage, jeden Karriereweg einer ganz persönlichen Entscheidung bedarf. Erwarte diesbezüglich nicht zuviel von Deinem akademischen Auslandsamt. Oftmals sind diese zu überlastet, um sich mit Deinen persönlichen Belangen auseinanderzusetzen.
Dieser kleine Essay wird keine Ideallösung präsentieren. Es ist nur eine Wiedergabe meiner eigenen Meinung und somit einer von vielen Wegweisern auf der Suche nach der persönlich geeigneten Variante.

Auf dem Weg zur richtigen Entscheidung ist es besonders wichtig, Meinungen von Außenstehenden einzuholen! Nicht irgendwelche Meinungen, sondern beispielsweise Ansichten von Alumni, Personalchefs, Profs und erfahrenen Auslandsstudenten. Überlege, welche Personen für Dein berufliches Ziel am wichtigsten sein könnten? Beachte auch den jeweiligen Hintergrund dieser Persönlichkeiten. Was hat derjenige im Ausland gemacht?

Für Studenten gibt es während des Studiums 3 Varianten, um ins Ausland zu gehen:
a) ein Studiensemester

b) ein Praktikum oder
c) ein Praxissemester im Ausland?

zu a) Studiensemester im Ausland
Immer mehr Studenten nutzen die Möglichkeit, für ein Semester an Partnerhochschulen im Ausland zu studieren. Der Austausch im Rahmen des ERASMUS/SOKRATES-Programmes ist weltweit organisiert. Es besteht durchaus die Möglichkeit, Kurse anrechnen zu lassen. Mit der flächendeckenden Einführung des Bachelor-/Master-Abschluß soll es sogar möglich werden, ganze Semester anrechnen zu lassen. In einigen Studiengängen an deutschen Hochschulen ist ein Studiensemester im Ausland heute bereits fester Bestandteil.


Ein Studiensemester im Ausland ist vor allem eine Möglichkeit, sich fachlich fortzubilden. Dieser Aspekt sollte meiner Meinung nach bei der Suche nach einer geeigneten Hochschule im Vordergrund stehen. Folgende Punkte sollten berücksichtigt werden:
- Wird ein vergleichbarer oder weiterführender Studiengang angeboten?
- Welche technische Ausstattung hat die Partnerhochschule?
- Betreibt die Hochschule Forschung/Studien in meinem Bereich?
- Erhalte ich Informationen über Reputation von Dozenten und Hochschule?


Wenn Du nun meinst, Deine favorisierte Partnerhochschule gefunden zu haben, ist aber noch die Frage, wieviele Studenten Deine Hochschule überhaupt im Rahmen des ERASMUS/SOKRATES-Programmes entsenden darf? Übersteigt die Bewerberzahl diese Plätze, kommt es zu einem internen Auswahlverfahren. Große Metropolen in Industriestaaten sind oft sehr beliebt, die Plätze aber rar. Nach London darf unsere verhältnismäßig kleine FH in Stuttgart beispielsweise nur 1-2 Studenten pro Jahr senden. Du solltest Dich davor aber nicht zurückschrecken lassen, sondern Deine Chancen abwägen und Dich vorsichtshalber nach einer Alternative umchauen, die Deiner Wunschlösung nahe kommt. Es ist immer gut, einen "Plan B" in der Tasche zu haben ;-)

Hier noch ein paar Tips zu a):
Sicherlich hat Deine Hochschule Partnerschaften mit anderen Unis und Institutionen im zahlreichen Ländern. Dein akademisches Auslandsamt gibt Auskunft über diese Partnerschaften. Ist Deine Wunschhochschule oder Wunschland nicht dabei? Hake ruhig nochmal nach! Wenn Du viel Idealismus mitbringst, kannst Du evtl. sogar selbst eine neue Partnerschaft mit initiieren? Vor einem Studium im Ausland sollte man sich aber ein Vorlesungsverzeichnis oder "Course Handbook" der Partnerhochschule zukommen lassen. Was sich in der Übersetzug zuerst gleich anhört, kann vor Ort doch einen ganz anderen Inhalt haben!

zu b) Praktikum im Ausland
Hiermit meine ich ein Praktikum, das nicht Bestandteil der Studienordnung ist. Studenten machen solch ein Praktikum während
- der Semesterferien
(ca. 4 bis 8 Wochen) oder
- eines Urlaubssemesters (ca. 6 bis 12 Monate).

Ein Praktikum während der Semesterferien (ca. 4-8 Wochen) kann wohl kaum von Nachteil sein. Sicherlich kommt es sehr gut an, wenn aus dem Lebenslauf hervorgeht, daß der Bewerber seine Ferien für Auslandserfahrungen geopfert hat. Allerdings wird es schwierig sein, für solch einen kurzen Zeitraum eine qualitativ hochwertige Praktikantenstelle zu bekommen. Hat man sich gerade etwas eingearbeitet und sich an die neue Umwelt gewöhnt, ist die Zeit auch schon wieder vorbei. Solch ein Praktikum lohnt sich für Studenten, für die Sprachtraining und Eindrücke im Vordergrund stehen.

Ein Praktikum im Urlaubssemester ist eine interessante Variante für Studenten, in deren Studium kein Praxissemester integriert ist oder für jene, die eine Tätigkeit außerhalb der Auflagen des Praktikantenamtes suchen. Bei der Qualität des Praktikumsplatzes stehen dem Studenten grundsätzlich alle Möglichkeiten offen. Unter diesen Voraussetzungen kann ein solches Praktikum sehr wertvoll sein und vielleicht lassen sich bei dieser Gelegenheit auch schon Kontakte für die Zeit nach dem Studium knüpfen?

zu c) Praxissemester im Ausland

Auf den ersten Blick gibt es keinen Unterschied zu einem Praktikum im Urlaubssemester. Aber bedenke, daß ein Praxissemester nicht ohne Grund in Dein Studium integriert ist! Im weiteren Studienverlauf und vor allem beim Berufseinstieg werden bestimmte Erfahrungen vorausgesetzt, die die Studenten im Paxissemester erworben haben sollen. Grundsätzlich ist das kein Problem. Nur sollte sich jeder vorher folgende Fragen stellen:
- Beherrsche ich die fremde Sprache bereits so sicher, daß ich für sämtliche Tätigkeiten
  im Unternehmen eingesetzt werden kann?
- Was weiß ich über den Wirtschaftsstandort/ die Reputation in des Betriebes?
- Bringt mich diese Praktikumsstelle voraussichtlich auch fachlich weiter?
-
Kommt für mich auch eine Diplomarbeit oder eine Karriere im Ausland in Frage?

Zu dem letzten Punkt ist noch folgendes hinzuzufügen: Während des Praxissemesters bauen viele Studenten bereits Kontakte zu Firmen auf, die später bei der Suche nach einer Abschlußarbeit oder gar einem Berufseinstieg sehr wertvoll seiein können. Ein Hinweis zur Variante c: Bedenke, daß Deine Kontakte dann im Ausland sein werden!

Hier noch ein paar Tips zu b) und c):
Verschiedenste Institutionen bieten Bewerberseminare fürs Ausland an! Anforderungen an Anschreiben und Lebenslauf variieren von Land zu Land. So gibt es z. B. auch zwischen USA und Großbritannien erhebliche Unterschiede. In einigen Städten werden solche Workshops sogar von den Volkshochschulen ausgerichtet. Ich selbst habe an einem kostenlosen Workshop vom Deutsch-Amerikanischen Zentrum (DAZ) in Stuttgart teilgenommen. Solche Angebote kann ich jedem empfehlen!


zu 3.) Was sollte ich darüber hinaus beachten?
"Der Frühe Vogel fängt den Wurm!"
Für was auch immer Du Dich entscheidest, warte nicht zu lange damit! Bewerbungen für Praktika und auch Auslandssemester haben eine lange Vorlaufzeit! Bei meinem Auslandssemester waren es fast 10 Monate, muß aber nicht immer so sein.

"Wer hartnäckig ist, setzt sich durch!"
Auf dem steinigen Weg zum gewünschten Auslandsaufenthalt sind persönliche Eigenschaften wie Ausdauer und nachhaltige Hartnäckigkeit gefordert. Das Sammeln von Informationen über eine Stelle im Ausland gestaltet sich z. B. oftmals schwierig und es bedarf immer wieder neuer Motivation, um weiter zu kommen. Nicht resignieren - neu überlegen und das Ziel vor Augen behalten!

"Stipendium? - Sowas bekomme ich bestimmt nicht!"
Moment! Egal, für welche Variante Du Dich entscheidest, erkundige Dich ruhig mal nach einem Stipendium! Auch wenn es für Dich anfangs gar nicht in Frage kommt, es müssen nicht unbedingt Zeugnisse mit 1,0 sein! Manchmal kommen die verschiedensten Dinge, wie z. B. persönliches Engagement zum Tragen. Es gibt sehr viele Arten von Stipendien verschiedenster Stiftungen. Frage mal bei Deinem akademischen Auslandsamt nach!

Vielleicht war dieser kleine Leitfaden hilfreich?
Für Kritik und Fragen hierzu stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. - Daniel