Diary |
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Sunday, 27/02/05 |
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Gegen Mittag machte ich mich auf zum Speakers' Corner, um so manchen Rednern in diesem Freiraum der Demokratie zu lauschen. Trotz der Kälte hatten sich etwa ein Dutzend Sprecher angesammelt, die statt auf der klassischen Apfelsinenkiste meist auf einer Trittleiter standen. Neben manch eher verrückten Meinungstreibern stellte sich auch ein Mann mit einer USA-Flagge auf die Mitte des Platzes und fing mit den Worten an: "Jeder wettert gegen Amerika, aber was haben wir den USA alles zu verdanken...?" Darauf hin gab es natürlich auch heftige Gegenstimmen und der "Speaker" wußte stets gut zu kontern. Auf diesem Platz haben auch schon mache spätere Präsidenten afrikanischer Staaten ihre ersten Reden gehalten. Leider nutzen diese Einrichtung englischer Demokratie auch zunehmend religiöse Meinungstreiber, an diesem Sonntag vor allem fanatische Christen. |
Sunday, 20/02/05 |
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Filmpremiere am Leicester Square! Übers Internet hatten Julia und ich von der Premiere des Hollywood-Films "Hitch" mit US-Superstar Will Smith gelesen. Ob die Filmstars sich wirklich zu den Premieren in London blicken lassen, weiß vorher leider niemand mit Sicherheit. Erst letzte Woche hatte Jennifer Lopez kurzfristig bei der Charity-Premiere von "Shall we dance" am Leicester Square abgesagt. Julia und ich waren uns heute aber sicher, daß Will Smith kommen würde, da er ja vergangenen Samstag im ZDF bei "Wetten daß...?" aufgetreten war und sich somit bereits auf dem Kontinent befand. |
Tuesday, 22/02/05 |
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Am frühen morgen schien die Sonne so hell, daß ich nicht mehr schlafen konnte. Also machte ich mich mit meiner Kamera auf zur Abbey Road. Diese Straße, westlich des Regent Park, ist auf den ersten Blick nichts besonderes. Allerdings ist der unscheinbare Zebrastreifen fester Bestandteil jeder Beatles-Stadtführung! 1969 ließen sich hier die 4 legendären Musiker für ihr Plattencover zum gleichnamigen Album "Abbey Road" ablichten. In dieser Straße ist auch das frühere Tonstudio der Band von EMI Records, weshalb die gebürtigen Liverpooler ihr Album nach ihrem Arbeitsweg benannt haben. Aus dem Fernsehen kannte ich auch die berühmte Mauer, die ständig wieder mit Hippie-Grafities und Botschaften der Fans bemalt wurde. Vor zwei Jahren entschieden Stadt und Anwohner allerdings, diese Mauer wöchentlich (!) überzustreichen, womit diese Fan-Tradition endete. |
Thursday, 17/02/05 |
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London ist offizielle Kandidatenstadt für die Olympischen Spiele 2012. Seit gestern ist eine Delegation des internationalen olympischen Komitiees (IOC) in der britischen Hauptstadt, um für 4 Tage die örtlichen Gegebenheiten zu prüfen. Zu diesem Anlaß sind überall in der Stadt Olympia-Flaggen gehißt und am Trafalgar Square wird ein großes Igluzelt als Infocenter errichtet. Als ich nachmittags dort vorbeikam, wurden noch letzte Installationen vorgenommen und die über 8 m hohe Statur einer Leichtathletin enthüllt. Nachts wird diese angestrahlt, ebenso wie der Zeltpavillon, bei dem laufend die Farbe wechselt. |
Sunday, 13/02/05 |
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Heute stand ein ganz außergewöhnliches Event in meinem Kalender, dem ich seit Wochen entgegengefiebert hatte: Das chinesische Neujahrsfest in London! Laut chinesischem Kalender war der Wechsel ins Jahr 4703 bereits am vergangenen Mittwoch, doch die Feierlichkeiten wurden praktischerweise auf Sonntag verlegt. Gegen 11 Uhr fuhr ich zum Trafalgar Square, dem Mittelpunkt der Feierlichkeiten, die auch am Leicester Square und natürlich in China Town stattfanden. Als ich am Trafalgar ankam, war der Platz bereits gefüllt mit Zuschauern und ich hielt nach der idealen Position zum fotografieren der Parade ausschau. Auf der Treppe vor St. Martins-in-the-Fields konnte ich mir noch eine Ecke sichern und schon kamen die ersten chinesischen Fabeltiere um die Kurve. Neben Drachen, Löwen und anderen Figuren zogen über 150 kostümierte Darsteller in der Parade vorbei. Star des Umzuges war der Hahn (engl. rooster), da die Chinesen das Jahr des Hahnes feiern. Nach der farbenfrohen Parade begann das Programm auf der Bühne mit einer Rede von Bürgermeister Ken Livingstone und dem chinesischem Botschafter. |
Thursday, 10/02/05 |
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Vormittags fuhren Finn und ich zum College, wo er einige ehemalige Kommilitonen treffen wollte. Zuvor hatten wir noch für ein gemeinsames Frühstück mit Julia eingekauft, aber sie brauchte nach dem Abend im Tiger Tiger doch etwas länger Schlaf ;-) Heute wollten Finn und ich mal was Ausgefallenes unternehmen: Auf zum Brixton Market! Der Stadtteil Brixton steht wohl in den wenigsten Reiseführern als Ausflugsziel. Anfang der 80er Jahre kam das Viertel durch Rassenunruhen in negative Schlagzeilen. Ein Ruf als schwarzes Ghetto wäre aber übertrieben. In Wirklichkeit leben dort 60% Weiße und etwa 30% Schwarze und Asiaten, der Rest stammt aus anderen Teilen der Welt. Wer sich nicht durch sein Auftreten aus Tourist outet, der kann meiner Meinung nach tagsüber ohne Bedenken einen Ausflug zum Brixton Market unternehmen. Die Einkaufspassagen und Stände rund um die Electric Avenue haben ein Angebot von Nahrungsmitteln und Stoffen, wie man es sonst wohl nur in afrikanischen oder südasiatischen Ländern findet. Die Koexistenz unterschiedlicher Rassen scheint hier - oberflächlich betrachtet - selbstverständlich geworden zu sein. |
Tuesday, 08/02/05 |
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Heute Nachmittag fiel die Production Management Vorlesung aus. Als ich mit Nicolas in der Cafeteria essen war, kam Julia noch vorbei und wir unterhielten uns anstandshalber auf Englisch. Heute war ausnahmsweise Sonnenschein und Julia schlug vor, zum Parliament Hill in Hampstead zu fahren, von wo aus man über ganz London blicken könne. Also machten wir uns auf, mit dem Bus den Londoner Norden zu erkunden. Leider dauerte die Fahrt eine Stunde und die Sonne zog sich schon etwas zurück. Endlich angekommen, genossen wir sehr die Ruhe im Park. Erst in solchen grünen Oasen wird mir klar, wie sehr der Großstadtlärm zur Gewohnheit geworden ist. Hampstead Heath ist ein Außenbezirk und war früher ein Kurort. Heute leben hier viele wohlhabende Londoner. Nach einem Tea bei Starbucks entschied sich Julia noch für einen Shopping-Bummel in Hampstead, während ich auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher nach Camden Town machte. |
Sunday, 06/02/05 |
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Gegen 10 Uhr wachte ich mit einem ziemlichen Kater von unserer Bierprobe im Mash auf! Aber ich hatte mir heute vorgenommen, den Petticoat Lane Market in Aldgate zu besuchen, der nur Sonntags von 9-14 Uhr stattfindet. - Also, ab an die frische Luft! Die Petticoat Lane ist ganz in der Nähe des Liverpool Street Station, also recht zentral gelegen. Dieser Straßenmarkt ist, neben dem Portobello Market, der berühmteste in London. Vor allem wohl wegen seiner Größe! Neben der Petticoat Lane, schließen sich noch 6 (!) Nebenstraßen dem Markt an. Hier gibt es nahezu alles zu kaufen, vor allem auch Klamotten. Ansonsten ähnelt das Sortiment der Händler dem Angebot auf meinem East Street Market: Uhren, Schmuck, CD's - alles zu Schleuderpreisen! Außerdem gibt es Stände mit Leckereien. Dieser Markt ist lauter, als in der East Street, voller Gedränge. Von vielen Ständen kommt Musik oder Marktschreier preisen ihre Ware an: "Com'on ladies, have a look! All for £5!" |
Saturday, 05/02/05 |
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Sunshine where are you? - Wieder einmal einer dieser grauen Tage in London. Da hat man gar keine Lust, sich nach draußen zu wagen. Finn meldete sich via ICQ aus Wuppertal, und nachdem ich mir Valeries Webcam geliehen hatte, probierten wir eine Videokonferenz via Eyeball aus. Finn zeigte mir in fließender Qualität seine Studentenwohnung und den tollen Sonnenschein in Deutschland :-( Willkommen im DSL-Zeitalter! |